­Zwei Wochen lang trafen sich 15 junge Erwachsene aus zehn Nationen zu einem internationalen Workcamp in Maulbronn. Mit Rechen, Spaten und viel Motivation rückten sie Geäst, Laub und Sediment zu Leibe, um das weitverzweigte zisterziensische Wasserbewirtschaftungssystem, ein bedeutender Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, wieder sichtbar zu machen.

Was auf den ersten Blick wie ein einfacher Wassergraben wirkt, ist in Wahrheit eine technische Meisterleistung aus dem Mittelalter. Das historische Grabensystem, wurde vermutlich sukzessiv nach der Gründung des Klosters Maulbronn um 1147 von den Zisterziensern angelegt und sammelte, speicherte sowie leitete das Wasser ­in die Salzach und die mit ihr verbundenen Weihern.

Es stellte die Wasserversorgung für den klösterlichen Wirtschaftsbetrieb sicher. Wasser wurde für die Fischzucht und als Energiequelle sowohl für die Kloster- als auch für die Schleifmühle genutzt. Bis heute ist das Wasserbewirtschaftungssystem ein wesentlicher Bestandteil der einzigartigen Kulturlandschaft Maulbronns.

„Ich hatte nicht erwartet, dass es sich hier um ein so umfangreiches Grabensystem handelt“, berichtet Sebastian aus Spanien, den ebenso beeindruckt, wie die Mönche dies vor mehr als 800 Jahren ganz ohne moderne Hilfsmittel angelegt haben. Besonders schön sei aber vor allem auch die Zeit in der Gemeinschaft mit den anderen jungen Teilnehmenden.

Die Völkerverständigung ist auch Ulrich Klotz, dem Initiator und Forstrevierleiter ein großes Anliegen. Er leitet das Jugendworkcamp und berichtet, wie sehr das gemeinsame Leben und Arbeiten die Jugendlichen miteinander verbindet.

Das Workcamp wurde gefördert durch den Welterbefonds BW und die Stadt Maulbronn. Veranstalter war der Bürgerverein Schmie e.V. unter der Federführung von Revierförster Ulrich Klotz mit der Unterstützung von Cisterscapes. Weitere Kooperationspartner waren u.a. die Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten e.V. (IBG), das Landratsamt Enzkreis sowie ForstBW.

Das Ziel des Workcamps war es allerdings nicht nur, historische Strukturen freizulegen, sondern auch den praktischen Umgang mit dem Denkmalschutz zu vermitteln. So wurden u. a. in den Gräben die hölzernen Laubrechen – äußerst wirkungsvolle Holzvorrichtungen – von Laub und Reisig befreit, damit das Wasser wieder ungehindert durchfließen kann und Waldwege keinen Schaden nehmen.

Das internationale Jugendworkcamp ist ein Projekt, das über Ländergrenzen hinweg junge Erwachsene verbindet und dazu beiträgt, Kulturlandschaft nicht nur zu erhalten, sondern erlebbar zu machen. Das Bewahren und Nahebringen unseres kulturellen Erbes ist auch ein großes Anliegen von Cisterscapes, betont Maulbronns Bürgermeister Aaron Treut.

Unter dem Motto „Cisterscapes – connecting Europe“, werden Menschen und Orte durch die gemeinsame Geschichte einander nähergebracht – ein wichtiger Pfeiler, um zukünftige Generationen für unser kulturelles Erbe zu interessieren.

Foto: Jugendliche bei der Arbeit unter Anleitung von Revierförster Ulrich Klotz.
Fotograf: Stadt Maulbronn/ Schütz